
Klimaneutrales Hamburg? Wie ökologische Landwirtschaft helfen kann
Nach dem erfolgreichen Zukunftsentscheid vom September 2025 soll Hamburg schon 2040 klimaneutral werden. Zur Erreichung dieses Ziels setzen das Ökoinstitut und das Hamburg-Institut maßgeblich auf CCS(1), eine teure, energieintensive und keineswegs nachhaltige Technologie. Das aufgefangene CO2 soll nach Norwegen exportiert und dort unter der Nordsee verpresst werden. Das ist jedoch nicht nachhaltig, extrem energieaufwendig, schädigt v.a. das Meeresökosystem und ist zudem sehr kostenintensiv.
Beitrag zur Klimaneutralität
Die Bedeutung natürlicher und zu renaturierender Ökosysteme im Klimaschutz und die damit verbundene Möglichkeit der CO2-Verminderung vor Ort spielen in den Planungen leider gar keine Rolle. Gleiches gilt für die Biolandwirtschaft. Dabei könnten renaturierte Flächen, wie z.B. wiedervernässte Moore, und die Biolandwirtschaft einen signifikanten Beitrag zur Klimaneutralität leisten. Außerdem helfen sie uns im Kampf gegen den Artenschwund, dieser existenzielle Krise unserer Lebensräume.(3)
Natürlich hat Hamburg nicht genügend Flächen, um über Moore und Biolandwirtschaft einen Großteil seiner CO2–Emissionen zu speichern. Hamburg kann sich aber auch nicht allein von seinen gut 17.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche ernähren; vielmehr lebt die Stadt vom Umland und liefert umgekehrt dem Umland zu. Also sollte das Umland auch mit in den Hamburger Klima- und Artenvielfaltsschutz einbezogen werden.
Nachhaltige Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität 2040
Wenn nur 3,6% aller Moore in Hamburg und im Umland wiedervernässt würden, könnten vermutlich die gesamten in 2040 verbleibenden CO2-Emissionen des Hamburger Verkehrs aufgefangen werden. Man bräuchte dafür nur 20.000 ha Moorfläche.
Rechnerisch in etwa die 2040er CO2-Restemissionen aus der Hamburger Abfallwirtschaft(2) könnten auf ca. 135.000 ha an biologisch bewirtschafteter landwirtschaftlicher Nutzfläche, sofern wie auf unserem Kattendorfer Hof behandelt, abgefangen und in den Böden gespeichert werden. Diese Fläche entspricht 3,5% der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Zugleich würden bedeutende Beiträge zum Schutz und zur Wiederherstellung der Artenvielfalt geleistet werden.
Konsequenzen
Die CO₂-Speicherung durch natürliche oder renaturierte Ökosysteme und durch Biolandwirtschaft wie auf dem Kattendorfer Hof ist nicht nur nachhaltig und effektiv, sondern trägt darüber hinaus zur Wiederherstellung der biologischen Vielfalt bei.(3) Anstatt extrem teure und ungeheuer viel Rohstoffe und Energie verbrauchende CCS-Technologie zuzukaufen, das CO2 zu exportieren und zu verpressen, könnte sich Hamburg viel kostengünstiger und zugleich rohstoff- und energiesparend in Richtung Klimaneutralität bewegen. Dazu müsste Hamburg z.B. nur den jeweils aktuellen Kurs für CO2-Emissionsrechte (derzeit knapp 80 €/t) an die Eigentümer wiedervernässter Moore bzw. an die entsprechenden Biolandwirtschaftsbetriebe zahlen. Das wäre erheblich viel billiger als CCS und nachhaltig zugleich, und der Artenschutz würde automatisch ohne Zusatzaufwand „mitgeliefert“.
Übersicht: Nachhaltige Klimaschutz-Kennzahlen (Hamburg/Umland)
Die vorgeschlagenen nachhaltigen Maßnahmen zur Klimaneutralität Hamburgs, basierend auf dem Artikel, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
| Kennzahl | Wert | Kontext / Beschreibung |
| Zieljahr Klimaneutralität | 2040 | Ziel von Hamburg (nach Zukunftsentscheid 2025) |
| Wiedervernässung Moore | 3,6 % | Anteil aller Moore in Hamburg/Umland, der nötig wäre |
| Flächenbedarf Moore | 20.000 ha | Benötigte Moorfläche zur Kompensation der Restemissionen 2040 des gesamten Hamburger Verkehrssektors |
| Flächenbedarf Biolandwirtschaft | 135.000 ha | Benötigte Biolandwirtschaftsfläche im Umland (nach Kattendorfer-Hof-Methode) |
| Flächen-Äquivalent Biolandw. | 3,5 % | Entspricht 3,5 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein |
| Kompensationsleistung | CO₂-Restemissionen der Abfallwirtschaft | Kompensation, die durch die 135.000 ha Biolandwirtschaft erreicht werden könnte |
| Preis CO₂-Emissionsrechte | Knapp 80 €/t | Aktueller Kurs, der an Biobetriebe/Moore gezahlt werden könnte (günstiger als CCS) |
| Technologie-Kritik | CCS (Carbon Capture and Storage) | Wird als teuer, energieintensiv und nicht nachhaltig kritisiert |
(1)CCS (carbon capture and storage) ist eine Technologie zur Entfernung von CO2 aus Atmosphäre oder Abluft.Siehe auch: www.umweltbundesamt.de/themen/wasser/gewaesser/grundwasser/nutzung-belastungen/carbon-capture-storage
(2) www.oeko.de/publikation/entwicklungsszenarien-fuer-neue-klimaziele/ www.oeko.de/publikation/entwicklungsszenarien-fuer-neue-klimaziele-1/
(3) siehe https://www.kattendorfer-hof.de/unser-hof-nachhaltigkeit-in-zahlen/

FAQs
Welchen Beitrag leistet die Landwirtschaft des Kattendorfer Hofs zum Klimaschutz?
Die biologische Landwirtschaft (Demeter) des Hofs trägt nennenswert zur CO2-Speicherung im Boden bei. Die gesamte Betriebsführung weist dadurch, selbst unter Einbeziehung des Methanausstoßes der Rinder, eine positive Klimabilanz auf.
Kann die Stadt Hamburg das Ziel der Klimaneutralität unabhängig von ihrem Umland erreichen?
Nein. Der Hof, der selbst in Schleswig-Holstein liegt, argumentiert, dass Hamburg ein offenes System ist. Die landwirtschaftlichen Flächen Hamburgs reichen nicht aus, um die Stadt zu versorgen, weshalb das Umland und dessen nachhaltige Bewirtschaftung systemrelevant für die Klimaneutralität der Metropole sind.
Warum ist laut dem Artikel der CO2-Fußabdruck allein kein ausreichendes Kriterium für Nachhaltigkeit?
Der Artikel kritisiert die Fixierung auf reines Kohlendioxid. Es wird betont, dass funktionierende Ökosysteme und der Erhalt der Artenvielfalt (Artenschwund) als die entscheidenden und tiefer liegenden Kriterien für die Lebensgrundlagen der Menschheit gelten müssen.